Was ist das Geheimnis tiefer Verbundenheit in der Beziehung?
Wir haben lang überlegt, was eigentlich die Essenz unserer Arbeit ist.
Wir wollen Paaren helfen eine erfüllte Partnerschaft & Sexualität zu leben.
Wir wollen mehr Liebe und Bewusstsein in die Welt bringen…
Aber was ist der Kern von alledem?
Letzten Endes geht es immer um Verbindung.
Verbindung mit sich selbst.
Verbindung mit dem Partner.
Verbindung mit der Liebe / Gott / dem großen Ganzen, oder wie auch immer Du es nennen magst.
Ich war viele Jahre meines Lebens ziemlich abgetrennt von all dem… hab nur funktioniert und versucht Karriere zu machen und die Erwartungen anderer zu erfüllen.
Bis ich irgendwann heulend im Flugzeug saß… in meinem schicken Anzug in der Business Class von Brasilien nach Hause und mich gefragt habe: „Was mach ich hier eigentlich?!? Das ist nicht das Leben nach dem ich mich sehne!“
Mein Ego war zwar stolz auf alles was ich erreicht habe… aber mein Herz war verzweifelt.
Ich war nicht mehr mit mir selbst verbunden.
Ich war ständig gestresst und hatte kaum Zeit für die Menschen, die ich liebe… geschweige denn für Sexualität und spirituelle Praxis.
Also hab ich gekündigt und hab mich auf die Suche gemacht… auf die Suche nach mir selbst.
Was ich in Bezug auf die Verbundenheit sehr hilfreich fand, war das tantrische Konzept von „expansion“ – also Expansion, Ausdehnung, Weite und „contraction“ – Kontraktion, Anspannung, Enge…
So lange wir gestresst, angespannt und contracted sind, haben wir so etwas wie einen Schutzpanzer um uns, welcher die Verbundenheit zu anderen schwer bis unmöglich macht. Oft sind es unsere Ängste, Urteile und Gedanken, die uns von anderen trennen und uns eng werden lassen. Wenn wir in diesem Zustand Sex haben, kann das zwar trotzdem kurzfristig einen Schwall an Glückshormonen ausschütten, aber oft fühlen wir uns danach leer und unzufrieden.
Im Tantra geht es darum, sich zu entspannen, ins Vertrauen zu gehen, weit zu werden und die Expansion der eigenen Energie zu spüren.
Wenn uns das gelingt, dann kann wahre Verbindung entstehen. Das ist eine Grundvoraussetzung für tantrische Sexualität. Dann wird Sex zum Liebesspiel, die Herzen werden weit, die Energien zwischen beiden Partner können frei fließen und sich potenzieren, bis hin zu einem Gefühl von Einheit und Verbundenheit mit dem Universum oder der göttlichen Energie.
Du kannst Dir bildlich dafür zwei Eiswürfel vorstellen. Solange die beiden sich in gefrorenem Zustand befinden, gibt es keine Verbundenheit zwischen ihnen. Erst durch Wärme kann das gefrorene Wasser schmelzen, sich verbinden und eins werden… irgendwann anfangen zu kochen und sich ganz aufzulösen… eins werden mit dem großen Ganzen.
Die Frage, die sich jetzt natürlich stellt ist:
Was ist das Geheimnis tiefer Verbundenheit?
Was hält uns davon ab in diesem – doch eigentlich natürlichen – Zustand der Verbundenheit zu leben?
Und was können wir tun, um zu diesem Zustand zurück zu kommen, uns zu entspannen, weit zu werden und uns wieder zu verbinden?
Dabei ist es hilfreich ein paar Grundlagen über unser Nervensystem zu verstehen.
Wir sind darauf programmiert zu überleben und scannen dabei permanent unser Umwelt nach potentiellen Gefahren.
Wenn wir etwas als Gefahr einstufen, reagiert unser Körper heute noch genauso wie vor tausenden von Jahren beim Anblick eines Säbelzahntigers.
Der Überlebensmodus schaltet sich ein: Fight or Flight? Kämpfen oder flüchten?
Die Muskeln in unserem Körper spannen sich an, das Herz schlägt schneller, Arme und Beine werden stärker durchblutet, damit wir kämpfen oder weglaufen können. Und die in dem Moment unnötigen Körperfunktionen, wie Verdauung oder Sexualfunktionen werden abgeschaltet, um Energie zu sparen.
Das war und ist in lebensgefährlichen Situation sicherlich gut und sinnvoll.
In der heutigen Zeit sind die Auslöser für Stress jedoch nur noch sehr selten wahrlich lebensbedrohlich.
Meistens sind es eher soziale Konfrontationen oder unsere eigenen Gedanken, die uns im Stress-Modus gefangen halten. Kritische Worte oder hohe Erwartungen vom Kunden, Chef, Partner, etc. oder auch die eigenen Selbstzweifel, Sorgen und Ängste, können die gleiche körperliche Reaktion auslösen wie ein wilder Tiger.
Und das ist insbesondere dann gefährlich, wenn es nicht mehr nur eine Situation am Tag gibt, die mich stresst oder triggert, sondern eine Situation nach der anderen, und mein System dazwischen gar nicht mehr zur Ruhe kommt.
Wenn das Nervensystem nicht mehr wirklich zur Ruhe kommt und wir ständig in Alarmbereitschaft sind, dann sprechen wir auch oft von chronischem Stress, der sich in Form von körperlicher Verspannung, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Rückenschmerzen, Schlafstörungen und eben auch Verdauungsbeschwerden oder fehlender Lust auf Sex äußern kann.
Und in diesem Modus, wenn alle Schutzstrategien aktiv sind, wir innerlich eng und angespannt sind, ist auch Verbindung nur schwer möglich.
Bewusstsein schaffen für das eigene Stresslevel und typische Stressreaktionen
Daher geht es erstmal darum, wirklich ehrlich mit sich selbst zu sein.
Wie hoch ist meine Stressbelastung momentan?
Wie oft fühle ich mich angespannt, getrieben oder gestresst?
Welche Signale gibt mir mein Körper, die ich vielleicht oft lieber ignoriere?
Wie leicht oder schwer fällt es mir, mich wirklich zu entspannen und runterzufahren?
Und sich dann auch zu fragen: was sind eigentlich genau die Auslöser für meinen Stress?
Sind es einfach zu viele Aufgaben in zu wenig Zeit?
Sind es gewisse Personen, die mich immer wieder triggern?
Sind es meine eigenen Erwartungen, inneren Antreiber, Glaubenssätze, Selbstzweifel oder ähnliches??
Es lohnt sich, sich in diesem Zusammenhang immer wieder selbst zu beobachten und zu reflektieren, um immer schneller zu erkennen, wenn das Nervensystem aktiviert wird, sich der Körper anspannt und in den Überlebensmodus wechselt.
Denn nur dann kann ich bewusst darauf reagieren, mich selbst regulieren und hinterfragen, ob das gerade eine sinnvolle Reaktion ist, weil es tatsächlich darum geht mich zu schützen, oder ob ich eigentlich lieber entspannt und offen bleiben würde, um die Situation anders zu lösen (durch ein vernünftiges, wertschätzendes Gespräch beispielsweise – statt durch Kampf oder Flucht ;-))
Lernen sich selbst zu regulieren und wieder in Verbindung zu gehen
Wenn es mir also schonmal auffällt, dass ich gerade gestresst, getriggert oder angespannt bin, dann eröffnet sich auch die Möglichkeit etwas an der Situation zu verändern und das eigene Nervensystem zu regulieren und zu beruhigen.
Klassische Methoden dafür sind:
– Tiefe Bauchatmung, langsamer ausatmen als einatmen
– Achtsamkeitsübungen wie der Body Scan, um vom Kopf in den Körper und wieder ins Spüren zu kommen
– Sport
– Zeit in der Natur
– Kaltes Wasser ins Gesicht oder kalt duschen
– Schüttelmeditation
– Yoga
– Entspannungsübungen wie Progressive Muskelentspannung oder Autogenes Training
Wenn Damian und ich nach einem stressigen Tag abends zusammen kommen, merken wir oft, dass wir uns in zwei komplett unterschiedlichen Welten befinden und weit entfernt voneinander sind. Wir haben für uns erkannt, dass Verbundenheit auf unterschiedlichen Ebenen stattfinden kann:
1. Körperlich, durch Umarmungen, Kuscheln, Massage, Sex, Entspannung, Atmung oder gemeinsamen Sport
2. Emotional und mental, indem wir miteinander teilen, was uns gerade beschäftigt, uns in den anderen hineinversetzen und ihm Präsenz, Aufmerksamkeit und Empathie schenken
3. Seelisch / spirituell, indem wir uns lange in die Augen schauen, zusammen meditieren oder beten
Aber das gelingt uns nicht immer. Manchmal passiert es, dass wir uns gegenseitig triggern, oder unser Innenleben gerade nicht teilen können oder wollen, dass ein Streit plötzlich eskaliert weil wir im Ego verhaftet sind und uns nur noch kritisieren und rechtfertigen (ja, das kommt immer noch vor, schließlich sind wir auch noch nicht erleuchtet ;-)) In solchen Momenten hilft uns am ehesten eine räumliche Trennung, damit sich jeder erstmal wieder mit sich selbst verbinden kann.
1. Ich gehe dann gerne spazieren oder joggen – raus aus dem engen Raum, in die Weite der Natur. Oder ich lasse es mir gut gehen, indem ich lange bade oder für mich tanze… im Prinzip alles Wege, um aus dem Kopf wieder in den Körper zu kommen und mich zu entspannen.
2. Oder ich versuche meinen emotionalen State zu verändern, indem ich bestimmte Musik höre oder mir einen Film anschaue, der mich emotional berührt – und mich raus aus dem Verteidigungsmodus in die Verletzlichkeit und Offenheit bringt.
3. Auf mentaler Ebene hilft es mir mich selbst zu reflektieren und in mein Tagebuch zu schreiben. Warum hat mich das Thema so getriggert? Was sind da für Ängste oder Verletzungen hinter der Wut und Kritik? Warum hab ich das Gefühl mich verteidigen zu müssen? Was will ich eigentlich? Was würde die Liebe tun?
4. Oder ich nehme mir die Zeit um still zu werden, zu meditieren und nach innen zu lauschen
Meistens komme ich in diesem Prozess früher oder später immer an den Punkt, an dem ein Shift passiert, an dem sich meine Perspektive verändert, sich etwas in mir öffnet und entweder meine Verletzlichkeit zum Vorschein kommt oder Liebe und Mitgefühl. Und wenn ich dann wieder mit Damian in Kontakt gehe und mich entschuldige, ihn in den Arm nehme oder mich bei ihm ausweine, dann dauert es meist nicht lange, bis wir wieder im Herzen miteinander verbunden sind.
Natürlich mag dieser Prozess bei Dir etwas anders aussehen, da nicht jeder gerne joggen geht oder meditiert. Daher liegt es an Dir zu reflektieren, was für Dich persönlich gut funktioniert, um mit Dir selbst und anderen in Kontakt zu kommen.
Was, wenn das alles nicht hilft?
Außerdem gibt es natürlich auch manchmal Situationen oder Themen, die in der Vergangenheit schon so viel Streit und Verletzung ausgelöst haben, dass sie allein nicht mehr lösbar sind. An der Stelle standen wir 2016, als die Einladungen zu unserer Hochzeit bereits verschickt waren und wir uns aber wegen den gleichen Themen immer wieder so entzweit haben, dass wir nicht mehr weiter wussten. Alle Versuche uns selbst zu reflektieren und zu coachen sind fehlgeschlagen… bis wir an dem Punkt waren die Hochzeit tatsächlich wieder abzusagen. Es hat uns damals einiges an Überwindung gekostet nach Hilfe zu fragen. Denn eigentlich sind wir doch beide Trainer und Coaches, wissen so viel über Kommunikation und Konfliktmanagement… das müssen wir doch selbst hinbekommen. Aber wenn die eigenen Emotionen und Schutzmechanismen so stark sind, dann funktionieren all diese Tools leider nicht. Also haben wir irgendwann tatsächlich eine Mediation gemacht. Erst durch die Unterstützung von außen und die neutrale Moderation ist es uns gelungen, die eigenen Verletzungen und Triggerthemen zu überwinden, Missverständnisse zu klären und die Perspektive des anderen wirklich zu verstehen. Und so konnten wir dann ein Jahr später auch aus ganzem Herzen JA zueinander sagen… Inzwischen wissen wir, dass wir nicht alles alleine lösen müssen und dass wir uns viel Leid ersparen können, wenn wir uns direkt Unterstützung holen… vor allem wenn es um das Thema Connection geht. Denn diese liebevolle Verbindung ist die Grundlage von allem anderen in der Partnerschaft. Daher unterstützen wir mittlerweile Paare auch langfristig in unserem Tantra Coaching um die Connection zu stärken und ein liebevolleres Mitteinander zu leben.