Gefühle in der Partnerschaft

Gefühle in der Partnerschaft kommunizieren: Nur ein Problem der Männer?

In der Welt der Gefühle scheinen Männer oft sehr unsicher und zurückhaltend. Während Frauen ihre Emotionen eher zeigen und artikulieren, tun sich viele Männer damit sehr schwer. 
Warum fällt es ihnen so schwer, ihre Gefühle zu fühlen und darüber zu sprechen? 
Was liegt hinter dieser emotionalen Zurückhaltung? 
Und wie können sie lernen, ihre Gefühle besser zu spüren, zu verstehen und auszudrücken… was letzten Endes die Grundlage einer erfüllenden Partnerschaft ist?

Warum fällt es vielen Menschen so schwer, Gefühle zu zeigen oder überhaupt zu spüren?

Menschen sind emotionale Wesen. 
Unsere Gefühle prägen unser Denken, Handeln und unsere Beziehungen. 
Doch manchmal wünschen wir uns, keine Gefühle zu spüren.
Die Gründe dafür sind vielfältig und komplex. 
Im Folgenden beleuchten wir einige mögliche Erklärungen:

1. Schutz vor Schmerz und Leid:

„Negative“ Emotionen wie Trauer, Angst, Scham, Wut und Schmerz können sehr belastend sein. 
Um uns vor diesen schmerzhaften Erfahrungen zu schützen, entwickeln manche Menschen Schutzmechanismen, die ihre Gefühle unterdrücken. 
Wir leben in einem Zeitalter der Betäubung. 
Wir sind in unseren Süchten gefangen, egal ob exzessive Arbeit, Sport, Sex, Essen, Alkohol, Social Media, Drogen,… 
All diese Dinge bewirken, dass wir uns und unseren Schmerz nicht spüren.
Diese Mechanismen verschaffen zwar kurzfristig Linderung, langfristig gesehen können sie jedoch zu emotionalen Problemen, Lebenskrisen, Krankheiten und Beziehungsschwierigkeiten führen.
Denn leider unterdrücken wir damit auch die Möglichkeit für mehr Verbindung mit uns selbst und unseren Mitmenschen.

2. Angst vor Verletzlichkeit und Kontrollverlust:

Das Zeigen von Gefühlen kann uns verletzlich machen und uns der Gefahr von Zurückweisung oder Kritik aussetzen.
Insbesondere Männer haben oft Angst als „schwach“ wahrgenommen zu werden oder in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt zu sein.
Emotionen können uns überwältigen und das Gefühl vermitteln, die Kontrolle über unser Leben zu verlieren.
Menschen, die Angst vor Kontrollverlust haben, versuchen daher, ihre Gefühle zu unterdrücken, um ein Gefühl von Sicherheit und Kontrolle zu bewahren. 
Dies kann jedoch dazu führen, dass sie auch ihre eigenen Bedürfnisse und die Bedürfnisse anderer nicht wahrnehmen können.

3. Fehlendes Wissen und emotionale Werkzeuge:

Manche Menschen haben schlichtweg nicht gelernt, mit ihren Emotionen umzugehen. Ihnen fehlen die emotionalen Werkzeuge, um ihre Gefühle zu erkennen, zu benennen und auszudrücken.
Dies kann zu einer Überforderung in emotionalen Situationen führen und dazu, dass sie ihre Gefühle lieber gar nicht spüren wollen. 
Hier kann es helfen sich diese Werkzeuge anzueignen. 
Vor allem Emotionale Intelligenz und das Wissen, wie unser Nervensystem funktioniert, kann hierbei sehr hilfreich sein.

4. Trauma und Missbrauch:

Traumatische Erfahrungen wie Missbrauch, Vernachlässigung oder Gewalt können dazu führen, dass Menschen ihre Gefühle abschalten, um sich vor weiterer Verletzung zu schützen.
Dies kann zu einer emotionalen Abstumpfung und Schwierigkeiten im Aufbau von Beziehungen führen. 
Bei tieflegenden traumatischen Erfahrungen wird empfohlen sich Hilfe in Form von therapeutischer Unterstützung zu holen. 

5. Gesellschaftsdruck:

In einigen Kulturen und Gesellschaften wird es nicht gut angesehen, Emotionen zu zeigen. 
Von klein auf lernen Kinder, ihre Emotionen zu unterdrücken und Stärke zu zeigen. 
Gefühle wie Trauer, Angst oder Unsicherheit werden oft als Schwäche interpretiert.
Dieser Druck führt dazu, dass vor allem Männer ihre Gefühle verbergen und nicht wahrhaben wollen.

Warum ist es jetzt für Männer besonders schwer Gefühle zuzulassen?

Wie oben beschrieben, entwickeln wir alle gewisse Schutzmechanismen, um uns nicht spüren zu müssen. 
Während es einige allgemeine Unterschiede zwischen den emotionalen Schutzmechanismen von Männern und Frauen gibt, können wir beobachten, dass diese Unterschiede individuell stark variieren können und durch verschiedene Faktoren wie persönliche Erfahrungen, kultureller Hintergrund und individuelle Persönlichkeit beeinflusst werden.
Häufige Unterschiede sind, dass Frauen eher dazu neigen, ihre Emotionen verbal zu artikulieren und soziale Unterstützung zu suchen, während Männer ihre Emotionen eher internalisieren und Probleme selbst lösen möchten.
Frauen nutzen eher Bewältigungsstrategien, die verbunden mit ihren Emotionen sind, wie Weinen oder Gespräche mit Freundinnen, während Männer eher Strategien wie Sport oder Ablenkung bevorzugen.
Frauen tendieren auch dazu, eher professionelle Hilfe zu suchen, sie wollen ihre Probleme oft in Kooperation lösen, während Männer dies tendenziell vermeiden, weil sie die Lösung alleine finden wollen.
Männer und Frauen wurden anders sozialisiert. Während Mädchen von kleinauf lernen, Ihre Emotionen mit anderen Mädchen oder Frauen zu teilen lernen es Männer in dieser Form nicht. 
Dadurch entstehen Unterschiede in ihren Bedürfnissen und Kommunikationsweisen. Diese lassen sich zum Teil durch evolutionäre Anpassungen erklären.

Aufgaben von Männern in der Evolution:

  • In der Evolution waren Männer auf körperliche Stärke und Ausdauer für die Jagd und den Schutz der Gruppe zuständig. Dies führte zu einer Fokussierung auf Problemlösung.
  • Um sich Fortzupflanzen, mussten Männer in Konkurrenz zu anderen Männern treten. Dies erklärt die Tendenz zu Dominanz und Statusdenken.
  • Die Kommunikation in Männergruppen war oft nonverbal und auf effiziente Problemlösung ausgerichtet. Dies führte zu einem geringeren Bedürfnis nach emotionaler Kommunikation.

Aufgaben von Frauen in der Evolution:

  • Frauen waren auf die körperliche Nähe und Fürsorge für ihre Kinder und die Gruppe angewiesen. Dies führte zu einem hohen Bedürfnis nach Nähe, Empathie und emotionaler Kommunikation.
  • Um die Kinder zu versorgen und die Gruppe zu schützen, mussten Frauen miteinander kooperieren. Dies erklärt die Tendenz zu Empathie, sozialer Bindung und verbaler Kommunikation.
  • Die emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind war für das Überleben des Kindes wichtig. Dies führte zu einem hohen Bedürfnis nach emotionaler Nähe und Unterstützung in Beziehungen.

Es ist wichtig zu betonen, dass diese Erklärungen stark vereinfacht sind und die Vielfalt menschlicher Verhaltensweisen nicht vollständig erfassen.

Zusätzliche möglich Faktoren die eine Rolle spielen können:

  • Die unterschiedlichen Hormonspiegel von Männern und Frauen können ihre Verhaltensweisen und Bedürfnisse beeinflussen.
  • Es gibt einige Hinweise darauf, dass es strukturelle und funktionelle Unterschiede im Gehirn von Männern und Frauen gibt, die ihre kognitiven und emotionalen Fähigkeiten beeinflussen könnten.

Umgang von Männern mit unangenehmen Gefühlen

Um mit diesen unangenehmen Gefühlen umzugehen, entwickeln Männer oft verschiedene Schutzstrategien. 
Eine häufige Schutzstrategie, ist emotionaler Rückzug, um sich vor Verletzung zu schützen. 
Viele Männer kanalisieren unterdrückte verletztliche Gefühle auch in Aggression und Wut. 
Oder sie tendieren dazu die Gefühle zu verharmlosen, sie herunter zu spielen oder Witze darüber zu machen.  
Wir haben oft als Männer nie das richtige Umfeld erlebt, in dem wir uns ganz authentisch zeigen konnten und mit all unseren Emotionen angenommen wurden. 
Viele von uns Männern sind Einzelkämpfer. Da ist es logisch, dass wir es bevorzugen Probleme für uns selbst zu lösen. 
Daher kann es sehr heilsam sein in einer Männergemeinschaft aufgefangen zu werden und diese alten Wunden zu heilen. 
Zumindest in der Partnerschaft jedoch dürfen wir lernen unser Herz ein wenig aufzumachen. 
Wir dürfen erkennen, dass wir als Paar das gleiche Ziel haben, eine glückliche Beziehung zu führen und zu erkennen, dass auf lange Sicht der emotionale Rückzug in die eigene „Höhle“ der Beziehung mehr schadet und eine tiefe Verbindung verhindert. 

Gefühle in der Partnerschaft kommunizieren: Welche Vorteile entstehen durch Verletzlichkeit in einer festen Partnerschaft?

Am Anfang unsere Beziehung mit Meli, bin ich ganz viel in meine emotionale Höhle gegangen. Auch in meinen Coachings höre ich von vielen Paaren die davon berichten oder es in den Sessions live vorleben. 
Für mich was es damals der ultimative Schutz gegen Verletzungen. Ich habe einfach nichts mehr an mich heran gelassen. 
Doch es brachte ganz viel Distanz in unsere Beziehung und machte mehr kaputt, als es Gutes tat. 
Es war für mich ein Weg diesen Mechanismus zu erkennen. 
Als Erstes habe ich Bewusstsein reingebracht, ich habe versucht zu erkennen warum ich es mache und dass es problematisch war für uns beide. 
Im zweiten Schritt durfte ich den Mut aufbringen diesen Mechanismus zu durchbrechen und offen und ehrlich mit Meli zu kommunizieren. 
Das zu etablieren hat uns in unser Partnerschaft viel mehr Nähe und Verständnis gegeben. Es war für uns nichts, was sich von heute auf morgen verändert hat. Ich durfte mich jeden Tag entscheiden nicht in meine Höhle zu gehen, wenn ich getriggert war, sondern mich den oft unangenehmen Themen und Emotionen zu stellen und mich Meli gegenüber authentisch und verletzlich zu zeigen. 
Es ist wie ein Muskel, den man trainiert. 
Mittlerweile ist es für mich selbstverständlich alles offen und ehrlich zu kommunizieren. 

Gefühle in der Partnerschaft kommunizieren: Wie kann ich diese Reise anfangen und mehr Emotionale Kompetenz entwickeln?

In der Hektik des Alltags und der Tiefe zwischenmenschlicher Beziehungen kann es leicht passieren, dass wir auf unsere emotionalen Reaktionen und Triggerpunkte nicht bewusst achten. Im Umgang mit unserem Partner kann dies zu unkontrollierten Ausbrüchen, Missverständnissen und Verletzungen führen.
Der Weg zu mehr emotionaler Intelligenz in der Beziehung ist ein Prozess, der jedoch mit jedem Schritt lohnenswerter wird.
Alles beginnt mit Bewusstsein. 
Indem wir lernen, unsere Emotionen zu erkennen und zu benennen, schaffen wir die Grundlage für einen sicheren Raum in der Beziehung. 
Es ist der Raum, in dem wir alles was passiert beobachten können, ohne darüber zu urteilen oder zu werten. 
Dieser Raum ermöglicht es uns, offen und ehrlich miteinander zu kommunizieren, ohne Angst vor Verurteilung oder Zurückweisung haben zu müssen.
Der Weg zur emotionalem Bewusstsein ist kein gerader Weg. 
Es wird Rückschläge und Momente geben, in denen wir auf unsere alten Muster zurückgreifen. 
Wichtig ist es, aus diesen Situationen zu lernen und jedes Mal aufs Neue zu versuchen, uns zu verbessern. Das Ziel ist es jeden Tag Schritt für Schritt kleine Verbesserungen zu machen.

Warum ist es wichtig, unsere emotionalen Reaktionen zu beobachten?

  • Verbesserte Kommunikation: Durch ein gesteigertes Bewusstsein für unsere Emotionen können wir unsere Bedürfnisse und Gefühle klarer und effektiver kommunizieren.
  • Weniger Konflikte: Wenn wir unsere Triggerpunkte kennen, können wir Situationen besser antizipieren und Konflikte vermeiden.
  • Authentische Verbindung: Indem wir lernen, unsere Emotionen zu teilen, bauen wir Vertrauen und Intimität in unserer Beziehung auf.

Emotionale Intelligenz ist eine Fähigkeit, die trainiert werden kann. Regelmäßige Achtsamkeitsübungen, Meditation, Journaling und offene Gespräche mit unserem Partner können uns dabei unterstützen, unsere Emotionen besser zu verstehen und zu kontrollieren. Hier gilt wie so oft: Übung macht den Meister.
Anfangs mag es ungewohnt sein, es ist aber sehr wichtig, diese Fähigkeit zu lernen, innezuhalten und unsere Emotionen zu beobachten, bevor wir reagieren. Doch mit der Zeit wird es uns immer leichter fallen, diese wertvolle Fähigkeit in unseren Alltag zu integrieren.
Der erste Schritt ist es immer den Trigger zu erkennen und zu merken, dass das Nervensystem hochfährt. 
In stressigen Momenten, wenn der Impuls aufkommt „zurückzuschlagen“, ist es wichtig, innezuhalten und sich bewusst zu machen: „Was ist gerade bei mir los?“, „Was löst der Trigger in mir aus?“ 
Anstatt impulsiv zu reagieren, sollten wir uns einen Moment Zeit nehmen, um unsere Emotionen zu verstehen und die Situation aus einer anderen Perspektive zu betrachten.
Bevor wir etwas sagen oder tun, das wir später bereuen könnten, sollten wir tief durchatmen und einen Moment der Reflexion einlegen. Dies kann uns helfen, unsere Emotionen zu beruhigen und eine klarere Sicht auf die Situation zu gewinnen.

Zusätzliche Tipps:

  • Suche Unterstützung: Wenn du Schwierigkeiten hast, deine Emotionen zu kontrollieren, zögere nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wir bieten auch Online Paarberatung dazu an
  • Sei geduldig mit dir selbst: Es braucht Zeit und Übung, um Emotionale Intelligenz zu entwickeln.
  • Feiere deine Erfolge: Sei stolz auf jeden Schritt, den du auf dem Weg zu mehr Selbstwahrnehmung und Kontrolle machst.

Denke daran: Emotionale Intelligenz ist eine Reise, kein Ziel. 

In der Arbeit mit Paaren in unserem Tantra Coaching Program erlebe ich es immer wieder, wie erfüllend es ist, wenn Paare sich zum Erstem mal wirklich mitteilen und zeigen – mit all ihren Facetten und auch ihren Verletzungen – und sie dabei mit Liebe und Mitgefühl aufgefangen werden. Es ist nicht leicht, sich zu zeigen und es erfordert ganz viel Mut. 
In diesen Sessions schauen wir uns die Trigger genau an und vor allem die Gefühle hinter dem Trigger. 

Gefühle in der Partnerschaft kommunizieren: Warum es sich lohnt diesen Weg zu gehen?

Emotionale Intelligenz ist ein wichtiger Faktor für Erfolg in Beruf, Beziehungen und persönlichem Wachstum.
Offene Kommunikation und emotionale Nähe sind die Basis für erfüllende Beziehungen.
Sich selbst und die eigenen Gefühle zu akzeptieren, stärkt das Selbstwertgefühl und führt zu einem glücklicheren Leben.
Immer mehr Männer erkennen die Bedeutung von emotionaler Intelligenz und setzen sich aktiv mit ihren Gefühlen auseinander.
Es ist ein lohnenswerter Weg, der zu einem erfüllteren und glücklicheren Leben in allen Lebensbereichen führt.
Zusammenfassend sehen wir, dass all die oben genannten Gründe als Folge haben, dass Männer es oft schwieriger haben als Frauen ins Spüren zu kommen. 
Dies soll aber keine Entschuldigung dafür sein, es nicht zu tun. 
Es ist an der Zeit für uns Männer die Verantwortung zu übernehmen für unsere Emotionen und die innere Arbeit zu machen, um ungesunde Dynamiken in unseren Beziehungen zu transformieren und zu heilen. Es liegt aber nicht nur an uns Männern. Jeder in der Partnerschaft darf seinen Teil der Arbeit machen.
Im Tantra wollen wir wieder ganz werden, das Leben in all seinen Facetten wertschätzen, die abgespaltenen Aspekte unserer Selbst wieder integrieren und somit ein freieres und glücklicherer Leben zu leben. 

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