Interview mit Familienberaterin Lisa Funk:
Liebe Lisa, magst Du mal erzählen, was Du genau machst und wie Du dazu gekommen bist?
Ich bin Lisa. Mama. Familienberaterin und Expertin Frühe Kindheit.
Babys und Kinder haben mich schon als Kind fasziniert. Ich konnte gar nicht genug davon bekommen, sie zu beobachten und zu bewundern.
So begann ich mich mit den Themen Entwicklung, Beziehung und Begleitung von Kindern auseinanderzusetzen: Ich arbeitete in Kitas, Kindergärten und absolvierte meinen Bachelor Erziehungswissenschaften, sowie ein Master im Bereich Frühe Kindheit.
Schnell merkte ich jedoch, dass mein Einflussbereich und Unterstützungsmöglichkeit im direkten Kontakt mit den Kindern sehr gering war. Und so begann meine Reise mit einer weiteren Weiterbildung zur Familienberaterin.
Heute unterstütze ich Familien in Erziehungsfragen, Beziehungsherausforderungen mit Kindern und mit dem Partner, sowie einzelne Elternteile mit ihren eigenen Themen (Trauma-Arbeit).
Zudem gebe ich Weiterbildungen für pädagogische Fachkräfte und halte Vorträge bei Tagungen.
Mehr über mich kannst du hier erfahren: https://www.lisafunk.de/lisa-funk/
Was macht eine Patchwork Familie aus und welche Chancen und Möglichkeiten ergeben sich daraus?
Die Chance einer Patchwork-Familie kann der Reichtum von verschiedenen Bezugspersonen für die Kinder sein. Es heißt, es braucht ein Dorf, um Kinder zu erziehen. Genau dies kann mit Patchwork Familien erreicht werden.
Zudem können getrennt lebende Eltern ihr eigenes Potenzial als Eltern noch mehr entfalten – als eigenständige Personen, unabhängig vom anderen Elternteil.
Was gibt es für Herausforderungen in einer Patchwork Familie?
In einer Kleinfamilie gibt es ja schon viele Bedürfnisse und Wünsche. Diese vervielfachen sich in einer Patchwork-Familie um so einiges. Und genau da liegt die Haupt-Herausforderung: immer wieder zu schauen, was für Bedürfnisse habe ich und welche hast du?
Schon allein seine eigenen Bedürfnisse zu spüren, kann eine Herausforderung sein. Was brauche ich als Teil der Patchwork-Konstellation, damit es MIR gut geht?
Der Kontakt mit einem selbst ist hierbei ausschlaggebend. Ich sehe das Gegenüber nicht als Gegner oder Schuldigen, wenn es mir nicht gut geht. Sondern als ein Auslöser, der Gefühle und Emotionen in mir auslöst, die schon länger da sind und nun an die Oberfläche kommen. Um gut für sich zu sorgen, kann eine Begleitung eines Coaches oder Therapeuten da meiner Meinung nach sehr hilfreich sein.
Kommunikation ist das A und O. Diese kann jedoch nur gelingen, wenn ich mir meiner Bedürfnisse, Gefühle und Themen bewusst bin.
Wenn dies alles gelingt, hat eine Patchworkfamilie großes Potenzial an Heilung.
Was gibt es für konkrete Tipps für den Umgang mit all den Emotionen nach einer Trennung?
Die große Herausforderung nach einer Trennung ist, dass eigentlich erstmal das Bedürfnis nach Raum da ist, nach “ich will erstmal meine Gefühle sortieren und dann wieder in Kontakt mit dir treten”.
Mit Kindern ist dies natürlich nicht möglich.
Demnach braucht es eine hohe Kunst, emotionale Themen von organisatorischen Dingen zu trennen. Hierfür ist es hilfreich die emotionalen Themen mit Freunden oder Therapeuten anzuschauen. Für den Austausch zu den organisatorischen Dingen ist es hilfreich, sich an einem neutralen Ort in der Öffentlichkeit zu sehen und Punkte für Punkt eine gemeinsame To Do-Liste durchzugehen.
Welche Fehler beobachtest Du immer wieder, wenn ein neuer Partner in ein bestehendes Familiensystem kommt?
Der größte Fehler ist zu hohe Erwartungen und Vorstellungen zu haben, wie nun alles besser wird.
Oft ist die Hoffnung da, mit dem neuen Partner/neuen Partnerin die heile Familie wiederherzustellen. Dies ist jedoch nicht möglich, weil der neue Partner oder die neue Partnerin nicht der andere biologische Elternteil ist.
Es braucht Zeit, alte Vorstellungen loszulassen, zu trauen und den Schmerz zu durchleben.
Anschließend ist es wichtig, eine klare Rollenverteilungen in der Familie zu haben. Wer hat wie viel Verantwortung? Wo sind meine Grenzen? Wo sind deine? Und die der Kinder? Auch diese neue Rollenfindung braucht Zeit und Geduld.
Was ist im Umgang mit den Kindern wichtig, die vielleicht noch unter der Trennung leiden und daher den neuen Partner eher skeptisch beäugen?
Die Haltung “Kinder dürfen den neuen Partner/neue Partnerin auch erstmal ablehnen”. Es braucht eine offene Haltung und keine Erwartungen an das Kind.
Wenn Kinder durch den Schmerz der Trennung gegangen sind, Raum dafür bekommen haben und auch wirklich ihre Tränen geweint haben, dann haben sie die Möglichkeit sich für den neuen Partner/neue Partnerin zu öffnen.
Für den neue Partner/die neue Partnerin ist es ebenfalls hilfreich eine offene und neugierige Haltung den Kindern gegenüber zu haben: Ich will dich kennenlernen, ich will wissen, wer du bist und ich lass dir deine Zeit. – Mehr Impulse dazu im Podcast.
Was wir in der Paarberatung oft hören, ist der Frust des neuen Partners / der neuen Partnerin oder auch eine gewisse Eifersucht, wenn der Partner gefühlt „zu viel“ Zeit mit den eigenen Kindern verbringt, oder die Kinder „ständig“ da sind und die Zweisamkeit „stören“. Was würdest Du in dem Fall raten?
Auch hier wieder die Frage, was für Bedürfnisse stehen im Raum? Und wie realistisch sind diese Bedürfnisse? Handelt es sich um Bedürfnisse im Hier und Jetzt oder hängen diese auch eventuell mit der Vergangenheit zusammen?
Paare, gerade Paare, die sich neu kennenlernen, brauchen feste Räume dafür. Und hier ist es wichtig die Zeit auch wirklich als Paar zu nutzen und nicht um über organisatorisches oder über Kinder zu sprechen.
Wie ist es allgemein bei Konflikten zwischen dem neuen Partner und dem eigenen Kind und den eigenen Loyalitätskonflikten, die dadurch entstehen? Wann und in welcher Art und Weise ist es wichtig Position zu beziehen?
Kinder sind abhängig von uns als Eltern. Kinder brauchen uns Eltern, um ihre Bedürfnisse zu erfüllen. Je kleiner, desto mehr trifft dies natürlich zu. Demnach ist es wichtig, dass Eltern in Konfliktsituationen, ob mit oder ohne dem neuen Partner/ der neuen Partnerin, den Kindern Raum für ihre Gefühle geben.
Es gibt keine allgemeine Antwort, wann, für wen Position beziehen oder wie in Loyalitätskonflikten reagieren. Da es dabei ganz stark darauf ankommt, wie alt die Kinder sind, wann die Trennung war, wie präsent der andere Elternteil ist, seit wann der neue Partner/die neue Partnerin da ist…
Du schreibst auf Deiner Webseite „Meine Vision ist eine Welt, in der alle Menschen gleichwürdig behandelt und alle Kinder liebevoll begleitet werden.“ Kannst Du noch ein bißchen mehr dazu sagen?
Gleichwürdigkeit bedeutet jeden Menschen, unabhängig von Alter, Geschlecht, mit oder ohne Behinderung gleich zu würdigen und zu respektieren. Alle Bedürfnisse haben demnach auch den gleichen Wert.
Was nicht bedeutet, dass alle gleichberechtigt sind. Als Eltern tragen wir eine ganz andere Verantwortung und haben andere Pflichten. Wir Eltern müssen in die Führung gehen.
Eine Führung, die jedoch eine Bindung und eine gleichwürdige Haltung voraussetzt.
Wenn wir unsere Kinder wahrnehmen, ernst nehmen mit ihren Gefühlen und Bedürfnissen, würde die Welt ganz anders aussehen. Sie wäre viel liebevoller, bewusster und achtsamer.
Wenn jemand mehr von Dir erfahren oder mit Dir arbeiten möchte… was gibt es für Möglichkeiten?
Für mehr Impulse:
- In meinem Podcast “Der Zitatenpodcast” tausche ich mich mit anderen Experten rund um die Themen, Familie, Beziehung, Erziehung aus.
- Auf meinem Blog gibt es weitere Impulse unter anderem zur kindlichen Sexualität oder zur Trotzphase…
Wenn du tiefer einsteigen und dich individuell von mir begleiten lassen möchtest, kannst du ein unverbindliches Erstgespräch bei mir buchen.
Alle Links findet Ihr unter: https://www.lisafunk.de/fuer-dich-0e/
Ich freue mich dich kennen zu lernen.