Der wahre Grund für die meisten Beziehungskrisen …und was es in Wirklichkeit braucht, um langfristig glücklich zu sein
In diesem Artikel sprechen wir darüber warum emotionale Intelligenz in der Beziehung so wichtig ist:
- Wie die eigenen Emotionen unsere Beziehungen beeinflussen
- Was Emotionale Intelligenz eigentlich ist und wie man diese erlernen kann
- Was Du tun kannst, um Deine Gefühle bewusster wahrnehmen und regulieren zu können
- Was es braucht, um mehr Empathie und Verständnis für andere zu entwickeln und eine glückliche Beziehung zu führen und wie emotionale Intelligenz in der Beziehung helfen kann
Was würdest Du sagen, was eine glückliche Beziehung ausmacht?
Welche Faktoren entscheiden darüber, ob eine Beziehung langfristig von Streit, Distanz und Frust geprägt ist oder von Liebe, Nähe und Erfüllung?!?
Vertrauen? Respekt?
Regelmäßige Zärtlichkeit & Intimität?
Wertschätzende Kommunikation?
Ja, all das ist wichtig.
Aber wie komm ich denn da hin?!?
Vertrauen.
Sagt sich so leicht.
Aber wie soll ich denn vertrauen, wenn ich in der Vergangenheit immer wieder enttäuscht wurde? Zärtlichkeit.
Ja, ein Teil in mir sehnt sich zutiefst nach Nähe und Intimität.
Aber da ist auch ein anderer Teil, der unendlich viel Angst davor hat und immer versucht wegzulaufen, wenn es in der Beziehung zu eng wird.
Wertschätzende Kommunikation.
Ja klar. Das weiß wahrscheinlich jeder… In der Theorie.
Aber wie soll ich denn bitte wertschätzend kommunizieren, wenn mein Partner auch nach der dritten Erinnerung noch vergisst den Müll rauszubringen… oder meine Partnerin nach 2 Monaten ohne Sex schon wieder „müde“ ist… oder mein Partner die Schwiegermutter für eine Woche zu uns nach Hause eingeladen hat, ohne mich zu fragen…?!?
Was all dem zugrunde liegt und der WAHRE Grund dafür ist, warum sich die Beziehung für so viele Paare oft „schwer“ und „frustrierend“ anfühlt, sind unsere EMOTIONEN. Also emotionale Intelligenz in der Beziehung.
Ich kann nicht vertrauen, weil da noch so viel alter SCHMERZ, TRAUER und ENTTÄUSCHUNG in mir schlummert, die ich nie verarbeitet habe.
Ich verschließe mein Herz vor wahrer Liebe, weil ich ANGST habe verletzt zu werden.
Ich kann kein Verständnis für meinen Partner aufbringen, weil er oder sie so viel WUT in mir triggert, die mich dazu bringt Dinge zu tun oder zu sagen, die mir danach oft leid tun.
Und so wie unsere Emotionen oft der Grund für Beziehungskrisen sind, können sie auch der Schlüssel sein, um (innere wie äußere) Konflikte zu vermeiden oder dadurch noch tiefer in Verbindung zu kommen…
Wenn wir lernen, wie wir am Besten mit ihnen umgehen.
Emotionale Intelligenz in der Beziehung ist der Schlüssel zu einer erfüllten Partnerschaft
Obwohl es inzwischen unzählige Studien dazu gibt, wie fundamental wichtig Emotionale Intelligenz in der Beziehung ist – und zwar nicht nur für die Partnerschaft, sondern für alle Arten von Beziehungen, beruflichen Erfolg und eine Karriere als Führungskraft – stößt das Thema meistens immer noch auf viel Widerstand und die Beschäftigung mit den eigenen Emotionen nur auf sehr verhaltene Begeisterung 😉
Natürlich ist es viel sexier einen Tantrakurs zu machen, um fancy Sexpraktiken und Ganzkörper-Orgasmen zu erlernen, als sich mit der eigenen Angst, Scham, Trauer oder Wut zu beschäftigen.
Aber wenn ich mal ganz ehrlich mit Dir bin, ist der Umgang mit den eigenen Emotionen viel viel wichtiger für wahre Erfüllung in der Beziehung und auch im Bett.
Die meisten Menschen haben Angst vor ihren Emotionen.
Und tun alles dafür, um sie nicht fühlen zu müssen.
Fast alle großen und kleinen Süchte wie Alkohol, Drogen, Sex, Pornos, Essen, Zucker, exzessives Arbeiten oder Sport, Medienkonsum etc. dienen dazu unangenehme Gefühle zu vermeiden und uns dafür kurzfristige Glücksgefühle zu bescheren.
Aber das führt langfristig zu immer mehr Getriebenheit, Fremdbestimmung und Unfreiheit.
Zu dem Gefühl, nur noch zu Funktionieren, wie wir im letzten Artikel bereits beschrieben haben.
Als Kind erschienen uns die Verletzungen und der Schmerz, den wir durch die eigenen Eltern erfahren haben, oft lebensbedrohlich. Deswegen haben wir viele schlaue Schutzmechanismen aufgebaut um sie nicht mehr zu fühlen.
Diese Schutzstrategien (Kampf/Kritik, Rückzug, Betäubung oder Anpassung) laufen in intimen Beziehungen meist auf Hochtouren, wenn der Partner durch sein Verhalten alte Themen und Wunden aus der Kindheit triggert.
Aber heute haben wir viel mehr Ressourcen und Unterstützung, um einen konstruktiven Umgang mit unseren Emotionen zu finden.
Wenn wir bereit sind unsere Gefühle wirklich zu fühlen, ist das ein riesengroßer Schritt zu wahrer Freiheit und Authentizität.
Stell Dir mal vor, wie viele Probleme sich in Luft auflösen würden, wenn Du keine Angst mehr hättest vor Verletzung, Ablehnung, Zurückweisung, Versagen, Verurteilung, den Emotionen anderer, etc.?!?
Und stell Dir mal vor, wie viel mehr Verbindung in der Beziehung möglich wäre, wenn ihr beide in der Lage wärt die eigenen Emotionen da sein zu lassen, zu spüren, zu regulieren, Euch verletzlich damit zu zeigen und dem Partner mit Mitgefühl und Verständnis zu begegnen?!?
Und wie viel Vertrauen, Nähe und wertschätzende Kommunikation dadurch möglich wäre…
Schön und gut.
Vielleicht war Dir das vorher auch schon klar.
Die große Frage, die sich jetzt natürlich stellt ist:
Wie komme ich denn da hin?
Wie lässt sich Emotionale Intelligenz in der Beziehung entwickeln?
4 Ebenen der Emotionalen Intelligenz in der Beziehung
Daniel Goleman, ein Psychologe, der viel zu dem Thema geforscht und viele gute Bücher dazu geschrieben hat, unterscheidet 4 Ebenen der Emotionalen Intelligenz.
- Selbst-Bewusstsein => die eigenen Gefühle und Bedürfnisse bewusst wahrnehmen
- Selbst-Steuerung => die eigenen Emotionen regulieren, konstruktiv zum Ausdruck bringen und sich selbst motivieren
- Empathie => die Gefühle und Bedürfnisse anderer Menschen wahrnehmen und ihnen mit Verständnis und Mitgefühl begegnen
- Soziale Fähigkeiten => wertschätzende Kommunikation, konstruktiver Umgang mit Konflikten, Aufbau von vertrauensvolle Beziehungen und Netzwerken, andere inspirieren und motivieren, Führungskompetenzen…
Selbst Bewusstsein
Wie wir schon so oft geschrieben haben, ist Bewusstsein immer der erste Schritt im Erkenntnisprozess und für Veränderung, weshalb auch in der tantrischen Tradition extrem viel Wert darauf gelegt wird, sich seiner Selbst immer bewusster zu werden.
Dies gilt auch für die Entwicklung von Emotionaler Intelligenz.
Bewusst wahrzunehmen, wie wir uns gerade fühlen, ist eine der ersten und wichtigsten Praktiken, um mehr Gefühl für sich selbst und das eigene Innenleben zu entwickeln.
Das allein ist für viele schon eine große Herausforderungen.
Da die meisten Menschen die Frage: „Wie fühlst Du Dich?“ immer mit Abstufungen von „super“, „gut“, „geht schon“, „naja“ oder – in seltenen Fällen – auch „schlecht“ beantworten.
Nichts davon ist ein Gefühl!!
All das sind Bewertungen.
Oft ist unser aktiver Gefühlswortschatz sehr begrenzt.
Und oft ist es auch gar nicht so einfach zu differenzieren, ob wir gerade genervt, irritiert, enttäuscht, verärgert oder wütend sind. Und aus welchem Grund. Welches unerfüllte Bedürfnis ist der Auslöser für das Gefühl?
Es lohnt sich aber, in diese Richtung zu forschen und Dich selbst dadurch besser kennenzulernen.
Denn nur so ist es möglich, Deinem Partner auch ein authentisches Bild davon zu vermitteln, was gerade in Dir vorgeht und was Du Dir konkret wünschst.
Das kreiert nicht nur mehr Verständnis und Verbindung, sondern kann auch die Chancen drastisch erhöhen, dass Dein wahres Bedürfnis erfüllt wird.
Wenn ich also nur so eine Grund-Genervtheit spüre ohne weiter zu forschen, woran es liegt, kann das schnell dazu führen, dass ich die Menschen in meinem Umfeld (oft den Partner oder die Kinder) grundlos anmeckere und dadurch meist nur noch mehr Streit, Distanz und Frust auf allen Seiten kreiere.
Wenn ich mir aber meiner Gefühle bewusst bin, kann ich viel eher erkennen, dass mein „genervt sein“ überhaupt nichts mit meinem Partner oder den Kindern zu tun hat… sondern dass die Kritik meines Chefs in der Arbeit starke Selbstzweifel und Ängste in mir ausgelöst hat, die ich aber nicht spüren will… dass meine Schutzstrategie dagegen ist wütend zu werden und einen Schuldigen im Außen zu suchen… aber nachdem ich mich nicht traue die Wut gegen den Chef zu richten, muss die Familie alles ausbaden…
Wenn es mir dann noch gelingt, all das mit meinem Partner zu teilen und auszudrücken, was ich jetzt wirklich bräuchte, um das Grundproblem (die Selbstzweifel und Ängste) zu reduzieren (wie z.B. eine Umarmung, ein offenes Ohr, einen Ratschlag, etc.) kann statt Streit und Distanz plötzlich ein Raum für Mitgefühl, Verständnis und Unterstützung entstehen.
Selbst-Steuerung
Doch natürlich geht es nicht immer nur darum Unterstützung im Außen zu finden, sondern auch mit den eigenen Emotionen besser umgehen zu lernen.
Aber das ist meistens auch nur dann möglich, wenn ich mir der eigenen Emotionen möglichst früh bewusst werde.
Wenn ich erst dann merke, dass ich sauer bin, während ich meinen Partner bereits anschreie, dann ist natürlich zu spät.
Aber je besser ich mit meinem Gefühlen in Kontakt bin, meine Trigger verstehe und die Frühwarnzeichen erkennen kann, umso mehr Raum entsteht, um eine impulsive Reaktion zu vermeiden und noch die freie Wahl zu haben wie ich mich verhalten möchte.
Sobald ich mir bewusst bin, dass da gerade eine starke Emotion in mir aktiviert wurde, helfen sogenannte „Emotionale Erste Hilfe Techniken“ wie tief durchatmen, länger ausatmen, mich selbst in den Arm nehmen oder verschieden Visualisierungstechniken, um mich selbst zu regulieren und nicht von dem Gefühl überwältigt zu werden.
Dann bin ich nicht mehr Opfer meiner Wut, die mich dazu bringt, mich im Ton zu vergreifen oder aggressiv zu werden, sondern kann die Kraft der Wut nutzen, um klare Grenzen zu setzen und für mich einzustehen – aber in einer wertschätzenden Art und Weise, die dafür sorgt, dass der andere mich auch besser hören kann.
Zusätzlich kann die Fähigkeit der emotionalen Selbst-Steuerung auch dabei helfen, mich selbst zu motivieren, die Dinge zu tun, die meinen Werten entsprechen und nicht immer wieder den kleinen und großen Versuchungen des Alltags zu verfallen.
Selbstdisziplin, Willensstärke und Durchhaltevermögen sind auch Anzeichen von einer ausgeprägten Selbst-Steuerungs-Kompetenz.
Wenn ich nicht nur aus emotionalen Impulsen heraus agiere und direkt zur Schokolade greife oder auf Social Media gehe, sobald sich die Gelegenheit bietet, sondern auch in der Lage bin vermeintliche Belohnungen aufzuschieben und in längerfristige Erfolge zu investieren, auch wenn das erstmal anstrengend ist und nicht so viele positive Gefühle auslöst.
Nur wenn ich in der Lage meine eigenen Gefühle zu steuern, kann ich mich selbst dazu motivieren regelmäßig ins Fitness-Studio zu gehen, um mich irgendwann mal fit, gesund und in meinem Körper wohl zu fühlen (auch wenn die ersten Erfahrungen auf dem Cross-Trainer hochgradig frustrierend sind) oder regelmäßig Zeit in die Partnerschaft zu investieren, um irgendwann ein wunderschönes und erfüllendes Liebesleben zu erfahren (auch wenn die Paarzeit momentan noch von vielen anstrengenden Streitgesprächen geprägt ist)
Selbst Bewusstsein und Empathie
Das Gefühl für die Emotionen anderer steht oft in direktem Zusammenhang zu dem eigenen emotionalen Selbst-Bewusstsein.
Je mehr ich in der Lage bin, meinen eigenen Gefühle wahrzunehmen, ihnen Raum zu geben, sie zu differenzieren und ihre Message und Ursache zu verstehen, umso leichter wird es mir auch fallen Empathie für andere zu entwickeln und zu zeigen.
Oft beobachte ich auch, wie das je nach Art der Emotion stark variieren kann.
Viele Frauen haben in ihrer Kindheit gelernt, dass es okay ist zu weinen, aber ihr Wut wurde stark sanktioniert.
Daher sehe ich in meiner Coaching Praxis auch immer wieder, dass viele Frauen ihre Trauer ganz gut spüren und ausdrücken können und auch sehr liebevoll und emphatisch reagieren, wenn jemand anders weint. (Wenn sie nicht gerade den Glaubenssatz haben, immer stark sein zu müssen…)
Nachdem sie ihre Wut allerdings oft stark unterdrückt haben, fällt es vielen Frauen sehr schwer klare Grenzen zu setzen, für sich selbst einzustehen und oft verurteilen sie andere Menschen auch stark dafür, wenn sie so „egoistisch“ sind und sich nicht – wie sie selbst – für andere aufopfern.
Und in diesem Fall triggert die Wut – insbesondere von kleinen Kindern – natürlich auch sehr viel Stress in Personen, die sich die eigene Wut nie erlaubt haben und muss unter allen Umständen vermieden werden (entweder indem sie versuchen dem Kind alles recht zu machen oder es für seine Wut mit Liebesentzug und Kritik „bestrafen“).
Bei Männern ist es oft genau umgekehrt.
Den meisten Jungs wird immer noch vermittelt, dass „Indianer keinen Schmerz kennen“ und sie keine „Heulsuse“ sein dürfen. Also fällt es den meisten Männern sehr schwer, die eigene Trauer wahrzunehmen oder emphatisch da zu sein, wenn jemand anders weint. Sie sind dadurch oft getriggert und versuchen, das Gefühl so schnell wie möglich „weg zu machen“. Entweder indem sie Lösungen vorschlagen oder sogar mit Kritik reagieren (so wie sie es selbst als Kind erfahren haben).
Bei ihnen ist dagegen die Wut oft sozial akzeptierter, weshalb viele dieses Gefühl gut kennen, und auch weniger Probleme damit haben, wenn andere mal wütend sind oder klare Grenzen setzen.
Das ist jetzt natürlich sehr stark pauschalisiert und natürlich gibt es auch ganz viele Männer und Frauen auf die das nicht so zutrifft. Aber vielleicht erklärt es manche Dynamiken in den Beziehungen, wenn ich mir bewusst mache, wie ich eigentlich von meinen Eltern erzogen worden bin.
Der Weg zu wahrer Empathie führt demnach ebenfalls über die Auseinandersetzung mit den eigenen Emotionen.
Soziale Fähigkeiten
Wenn ich in der Lage bin mich selbst und andere zu spüren, meine eigenen Emotionen zu regulieren und anderen mit viel Empathie und Einfühlungsvermögen zu begegnen, dann ist das die beste Voraussetzung für eine ganze Bandbreite an sozialen Fähigkeiten.
Wenn ich die Gefühle meines Partners wirklich verstehen und mich in seine Lage hineinversetzen kann, wird es mir viel leichter fallen wertschätzend zu kommunizieren und in Konflikten wirklich eine win-win-Lösung zu finden, anstatt mich einfach nur durchsetzen und „recht haben“ zu wollen.
Wenn ich verstehe, warum mein (Ex-) Partner mich in der Vergangenheit verletzt hat (was ja meistens auch aus seinen oder ihren eigenen Verletzungen heraus entsteht)… wenn ich Mitgefühl für ihn oder sie empfinden kann und in der Lage bin zu vergeben und die Vergangenheit hinter mir zu lassen… dann ist plötzlich auch wieder Raum, um neues Vertrauen aufzubauen.
Wenn ich mir erlaubt habe den alten Schmerz meiner Kindheit zu spüren und zu heilen und merke, dass ich nicht daran zerbreche… wenn ich keine Angst mehr habe vor meinen eigenen Emotionen oder möglichen Verletzungen, weil das einfach zum Menschsein dazu gehört… dann kann ich auch mein Herz wieder öffnen, Nähe zulassen und lernen wahrhaftig zu lieben.
Fast alle Fähigkeiten und Kompetenzen, die es braucht, um auch langfristig eine erfüllte Beziehung zu führen, lassen sich auf Aspekte der emotionalen Intelligenz in der Beziehung zurückführen.
Das ist auch der Grund, warum die Arbeit mit Emotionen so einen wichtigen Raum in unseren Tantra Coachings und auch bei unseren online Paarberatung (auf Basis von Emotionsfokussierter Paartherapie) einnimmt.