Heute möchte ich über Freude schreiben. Wo und wie kann ich mehr Freude in mein Leben einladen? Und vor allem: Wie kann ich mehr Freude in meiner Partnerschaft haben?
Wir alle streben in unserem Leben nach gewissen Dingen. Nach mehr Erfolg, Entspannung und Leichtigkeit. Nach einer erfüllten Partnerschaft, mehr Liebe und vielem mehr. Viele von uns streben auch mehr Freude an. Die Frage ist: Ist Freude unser natürlicher Zustand, den wir jedoch oft nicht sehen, fühlen oder zulassen? Oder ist Freude etwas, was erarbeitet werden sollte?
Ich habe jahrelang wenig Freude in meinem Leben gespürt. Durch Anspannung, Stress, viele To- dos und noch vielem mehr war die Freude sehr stark in den Hintergrund getreten. Auch der ständige Optimierungswahn und der innere Kritiker haben mich immer daran gehindert, Freude zu empfinden. Innere Entwicklung passiert ja meistens aus einer Unzufriedenheit heraus. Daher hatte ich auch Angst, dass wenn ich zu viel Freude spüren würde, ich stehen bleiben, ja mich sogar zurückentwickeln würde.
Im Laufe der letzten Zeit komme ich immer mehr zu der Erkenntnis, dass Freude immer in mir ist. Es ist lediglich meine Entscheidung, sie zu erkennen, zuzulassen, zu spüren und sie auszudrücken.
Wenn wir Freude mit dem Partner erleben, dann fühlen wir uns leicht, verbunden, glücklich und dankbar für den Partner. Daher lohnt es sich, sich das Thema Freude genauer anzuschauen und herauszufinden, wie jeder von uns so tickt….
Was steht der Freude im Weg?
Als Erstes wollen wir uns anschauen, was denn alles der Freude in der Partnerschaft im Weg steht.
Es gibt viele Aspekte in unserer Partnerschaft, die uns daran hindern können, Freude mehr zu spüren. Alte Wunden und schmerzhafte Erfahrungen aus der Vergangenheit, Verletzungen, Glaubenssätze, Unwissenheit, Erwartungen an den Partner, Ängste,… Die Liste ist wahrscheinlich unendlich lang. Wie die meisten bereits wissen, haben unsere Partner oft die einzigartige Superkraft, Punkte in uns zu triggern, die sehr schmerzhaft sind oder uns zur Weißglut bringen können. Dies geschieht nicht aus böser Absicht, sondern aus gewohnten Mustern basierend auf der Vergangenheit, die vom Umfeld und vor allem den Eltern gelernt wurden.
Entscheidend ist es aber nicht, dass unsere Partner Dinge tun, die uns triggern, sondern, dass es uns so trifft. Ein und dieselbe Situation kann an einem Tag extrem triggernd sein und an einem anderen können wir voll entspannt bleiben.
Als einfaches Beispiel können wir folgenden Satz nehmen: “Kannst du bitte die Socken vom Boden aufräumen?” Dieser Satz kann als eine Bitte aufgefasst werden. So würden die meisten ihn aufnehmen. Er kann aber auch als eine Kritik auffasst werden, die so verstanden werden kann: „Du hast schon wieder nicht hinter dir aufgeräumt.”
Die Frage ist also nicht, was der Partner macht, sondern meine eigene Reaktion darauf. Hier gilt es, Bewusstsein reinzubringen, die eigene Reaktion wahrzunehmen und auch all die Prozesse zu erkennen, die im Hintergrund in uns ablaufen. Es ist gut möglich, dass wir hier den Frust des Partners spüren. Es kann sein, dass wir hier Wut spüren. Es kann sein, dass wir Traurigkeit spüren,… All diese verschiedenen Reaktionen, Emotionen und Glaubenssätze können der Freude potentiell im Weg stehen. Daher ist es wichtig, die Verantwortung für unsere Reaktionen und Emotionen zu übernehmen.
Mehr Bewusstsein für die Freude, den Fokus verändern
In meiner Erfahrung habe ich gelernt, dass ich meine Aufmerksamkeit auf Freude lenken darf, damit sie größer werden und mehr Platz in meinem Leben einnehmen kann. Es liegt an mir, wo ich meinen Fokus setze. Natürlich empfiehlt es sich, sich nicht selbst zu bescheißen oder zu belügen.
In einem Trauerfall zum Beispiel kann ich mich nicht nur auf die Freude fokussieren und die Traurigkeit oder den Schmerz unterdrücken. Oder bei einer Trennung wäre wahrscheinlich erst mehr Traurigkeit als Freude da. Trotzdem kann es hilfreich sein, zu wissen, dass Freude immer noch da ist (in welcher Intensität auch immer). Wir müssen dafür aber den Fokus darauf setzen und offen sein, diese zu spüren und zu empfangen.
Freude ist auch ein sehr guter innerer Kompass. Wenn wir es schaffen, aus dem Funktionieren auszusteigen, zu entschleunigen, wirklich achtsam zu sein – weg von der Zielorientierung – dann können wir mehr in die Freude kommen.
Wir sind oft so verbissen auf unsere Ziele, dass wir versuchen, sie mit aller Gewalt zu erreichen. Wir stressen uns und sind oft frustriert, wenn wir unseren Idealen und Standards nicht entsprechen. Oder schlimmer noch – wenn wir für unsere Arbeit kritisiert werden.
In meiner Erfahrung dürfen wir auch hier den Fokus von dieser krampfhaften Zielorientierung hin zu Neugierde, Vertrauen und Entschleunigung bringen.
Der Prozess des Lernens kann mit mehr Freude assoziiert werden. Wir dürfen lernen, das Ziel loszulassen und uns mehr auf den Prozess zu konzentrieren. Den Prozess mehr zu genießen, indem wir uns auf das schöne Gefühl in uns fokussieren und es größer werden lassen.
Freude ist in uns allen drin
Freude ist eine der Grundemotionen, die in uns existieren. Daher haben wir Menschen die Möglichkeit, Freude zu spüren – auch in unserer Partnerschaft. Im Tantra sagen wir immer dazu, „die Energie fließt dorthin, wo unsere Aufmerksamkeit hingeht“. Dazu leben wir in einer skurrilen Zeit. Wir werden ständig von negativen Nachrichten bombardiert. Die meisten Nachrichten in den Medien sind negativ und vermitteln uns, dass die Welt kein sicherer Ort ist. Daher empfinden wir Angst. Angst ist ja auch bekannterweise ein Werkzeug für Manipulation.
Es liegt in unserer Kraft und auch in unserer Verantwortung, uns mehr auf die Freude zu fokussieren. Wir haben durch unser Bewusstsein die Möglichkeit, unseren inneren Zustand zu verändern. Wir können zum Beispiel unsere Gewohnheiten verändern. Abends weniger vor dem Fernseher versinken und negative Nachrichten zu schauen, sondern mehr im Moment zu sein und mit dem Partner einen schönen Abend verbringen, wo wir uns auf die Freude fokussieren können, gemeinsam Dinge unternehmen, die uns mehr in die Verbindung bringen und unsere Partnerschaft zelebrieren
Alle Emotionen dürfen co-existieren
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass alle Emotionen co-existieren dürfen. Dies hängt sehr stark mit der Entwicklung unseres Nervensystems zusammen. Als kleine Kinder können wir nur eine Emotion auf einmal fühlen. Im Laufe unserer Entwicklung lernen wir, dass einige Emotionen „gut“ sind und einige nicht. Einige werden als positiv gesehen, andere als negativ. Die negativen werden dementsprechend gerne unterdrückt, weil sie auch mit Schmerz verbunden sind.
Als Erwachsene aber haben wir die Fähigkeit, mehrere Emotionen auf einmal zu spüren. Angst kann also mit Freude im selben Moment co-existieren. Trauer kann mit Freude co-existieren und so weiter…
Dies zu wissen, hat mir in meinem Leben viel geholfen. Zu erkennen, dass in meinem Alltag Freude immer da ist, auch wenn es manchmal nur sehr subtil ist. Auch in meiner Traurigkeit kann ich Freude daran empfinden, diese mit einem Mitmenschen zu teilen. So kann diese Trauer auch erträglicher sein. Auch wenn ich wütend bin, kann ich Freude daran empfinden, mich kraftvoll zu spüren, meine Energie und Lebendigkeit zu fühlen. Auch wenn ich Angst habe, kann ich die Freude am Sein spüren. All diese Beispiele zeigen, dass wir lernen dürfen, alle unsere Emotionen anzunehmen und diese auch parallel existieren lassen können.
Wie können wir also die Freude mehr in unserer Partnerschaft leben?
Als erstes dürfen wir gemeinsam herausfinden, was uns Freude bereitet und es mehr und mehr tun. Sei es, zusammen Sport zu machen, eine gemeinsame Leidenschaft ausleben, gemeinsame Hobbies, Entwicklung in der Sexualität,… Die Liste kann noch weitergeführt werden.
Dann können wir herausfinden, was der Freude im Weg steht. Warum machen wir nicht die Dinge, die uns Freude bereiten würden?
Oft sind es Gewohnheiten, die uns daran hindern. Hier lohnt es sich auch anzuschauen, was die Aufgaben dieser Gewohnheiten sind. Sind sie dafür da, damit wir uns nicht spüren? Schützen sie uns davor, Unzufriedenheit zu spüren?
Tantra hilft dabei, mehr in den Körper zu kommen. Mehr zu spüren, achtsamer zu sein und ein gemeinsames Thema in der Partnerschaft zu haben, in dem wir uns weiterentwickeln können. Eine Erfahrung, durch die wir uns selbst und den Partner besser kennenlernen können.
Daher lohnt es sich, sich besser kennenzulernen, zu meditieren, sich mit dem Partner zu verbinden, über die eigenen Emotionen zu sprechen, jemanden haben um sich auszutauschen, über Ängste zu sprechen, Traurigkeit zuzulassen, sich zu zeigen wie man ist – mit allen Ecken und Kanten.
Freude am Sein
Im Tantra wollen wir irgendwann zu dem Punkt kommen, wo wir vollkommen im Moment sind. Komplett authentisch mit uns selbst und dem Partner sind und die reine Freude am Sein haben.