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Körperliebe und Zyklusbewusstsein

Körperliebe und Zyklusbewusstsein statt Diäten, PMS und fehlende Libido - Interview mit Julia Schmidt von YOU.LISTIC

Erzähl doch mal Deine Geschichte... wie bist Du zu dem gekommen, was Du heute machst?

Meine Reise zu dem, was ich heute tue, wurde von meinen eigenen Erfahrungen und persönlichen Herausforderungen geprägt. In meiner Jugend kämpfte ich mit Bulimie, aber obwohl ich die akute Essstörung überwunden hatte, blieb mein Verhältnis zum Essen und meinem Körper kompliziert. Ich glaubte, mein Äußeres verändern zu müssen, um gut genug und glücklich zu sein, was zu einem anstrengenden Kreislauf von Diäten, Verboten und Heißhunger führte.

Die Suche nach dem perfekten Konzept dominierte mein Denken, bis ich auf das Konzept des intuitiven Essens stieß. Obwohl es eine positive Veränderung brachte, war selbst das intuitive Essen für mich eine Art Diät. Mein Ernährungswissen, das jahrelange Übergehen meiner körperlichen Signale und die innere Perfektionistin machten es schwierig, meiner (angeblichen) Intuition zu folgen.

Trotz Coachings und mentaler innerer Arbeit blieb meine Beziehung zum Essen und meinem Körper belastet. Ich glaubte immer noch einfach oft mehr tun zu müssen – und das alles nahm viel mentale Kapazität ein und nahm oft die Leichtigkeit oder das Genießen des Moments.

Die Entscheidung, die Pille abzusetzen, führte zu einer vertieften Verbindung mit mir selbst, aber es brachte dann auch Zyklusprobleme und starke PMS-Symptome mit sich.

Trotz zahlreicher Arztbesuche und Tests blieb die Ursache unklar. In meiner Verzweiflung begann ich, mich selbst intensiv damit auseinanderzusetzen. In dem gleichen Jahr, in dem ich meine Ausbildung zur Yogalehrerin absolvierte, starb auch mein Bruder. Dieser schmerzhafte Verlust, diese Erfahrung führte zu einer tieferen Auseinandersetzung mit meinen Gefühlen und damit wie ich eigentlich mein Leben verbringen und gestalten möchte. Die intensive Beschäftigung mit Traumabewältigung und Trauerarbeit führte mich zur Nervensystemregulation und Embodiment.

Gesamt betrachtet waren das Bewusstsein, die radikale Erlaubnis all dessen, was da ist (auch z.B. dem emotionalen Essen gegenüber), nach den eigenen Lösungen in mir zu suchen und meine eigene Definition von einem gesunden Lebensstil – und darin auch Vertrauen zu finden, sowie diese holistische Perspektive die Puzzlestücke, die mir halfen, auch wieder Vertrauen in meinen Körper zu gewinnen und meine Weiblichkeit zu stärken. Heute habe ich eine liebevolle Beziehung zu meinem Körper und teile mein Wissen, um Frauen zu helfen, Frieden mit ihrem Körper zu schließen und ihren eigenen Weg zu finden.

So viele Frauen, die frustriert sind in ihrer Sexualität, haben auch große Komplexe in Bezug auf ihren eigenen Körper... zu dicker Bauch, zu kleine Brüste... Angst vor Ablehnung... beim Sex permanent den Bauch einziehen und gar nicht richtig atmen... Was braucht es, um die eigenen Selbstzweifel zu überwinden und Frieden zu schließen mit dem eigenen Körper und sich wieder wohl darin zu fühlen?

Die Frage nach dem Wohlfühlen im eigenen Körper ist äußerst individuell und bedarf einer umfassenden Betrachtung. Es gibt da leider keine Einheitslösung für alle. Ein wichtiger Punkt ist dabei das Wort “Wohl-Fühlen”. Das hat ja schon dieses “Fühlen” drin, also es ist nichts, was wir einfach so mit unserem Verstand erzwingen können.

Auch wenn wir unsere Selbstzweifel auf der mentalen Ebene in den Griff kriegen können, so dass wir wissen, dass die Zweifel Quatsch sind, fühlen wir sie trotzdem. Ich glaube, das kennen wir alle…

Ein entscheidender Schritt ist die Einbeziehung des Körpers, weg vom Fokus auf das Aussehen hin zur inneren Wahrnehmung. Oftmals sind wir bei Unwohlsein im Körper dissoziiert und haben wenig Zugang zu seinen Empfindungen. Es geht darum sich weniger aufs Aussehen zu fokussieren und mehr ins Innere zu schauen.

Drei konkrete Schritte, die ich an dieser Stelle mitgeben möchte sind:

Schritt 1: Stell dir einen Alarm auf dem Handy ein, so 1-2 Mal am Tag. Dann frag dich: “Was kann ich gerade in meinem Körper spüren?” Kalte oder warme Stellen, Kleidung auf der Haut, Haut auf Haut, Spannung oder Entspannung – so eine Art Körper-Check, mit ganz viel Neugierde und Offenheit.

Und das Ding ist, wir denken oft, wir müssen unseren Körper erst ändern, um ihn zu akzeptieren oder zu lieben. Aber was wäre, wenn wir unseren Körper erst lieben lernen und er sich dann vielleicht von selbst verändert oder wir sogar merken, dass er sich gar nicht verändern muss?

Schritt 2: Schau dich einmal täglich im Spiegel an. Vielleicht sogar nackt. Erlaub dir, alles einfach mal da sein zu lassen. Es geht zuerst nicht darum, alles an dir zu lieben, sondern es einfach zu akzeptieren. Also, du könntest dir sagen: “Okay, da ist mein Bauch, er wölbt sich nach außen. Das ist okay. Hier sind meine Oberschenkel, sie berühren sich. Das ist okay. Alles, was ich sehe, ist okay.”

Und zu guter Letzt, Schritt 3: Mach regelmäßig liebevolle Selbstberührung. Hier geht’s einfach darum, deinen eigenen Körper zu berühren, drüber zu streichen. Das hilft, deine Propriozeption (also die Körperwahrnehmung im Raum) zu schulen und die Verbindung zum Körper zu stärken, sowie dein Nervensystem zu beruhigen.

So viele Frauen, die zu uns kommen haben keine Lust auf Sex, sehen das ganze als To Do oder Pflichterfüllung. Welche Rolle spielen die Hormone auf das eigene Lustempfinden? Wie kann man herausfinden ob es an den Hormonen liegt und was sind Stellschrauben, die man verändern kann?

Die Grundlagen für eine gesunde Libido liegen in einem ausgewogenen Hormonhaushalt, der Testosteron, Östrogen und Progesteron einschließt. Es ist wichtig zu verstehen, dass Hormone wie Zahnräder ineinandergreifen, und eine ganzheitliche Herangehensweise notwendig ist.

Meiner Erfahrung nach zeigt sich oft eine Veränderung, wenn wir an der Basis ansetzen. Es gibt eine Hierarchie bei den Hormondrüsen, angefangen bei Stresshormonen und Blutzuckerspiegel, über die Schilddrüse bis zu den Geschlechtshormonen. Dysfunktionaler Stress im Körper ist die Hauptursache für Hormonungleichgewichte.

Stressmanagement und Blutzuckerspiegelstabilität bilden das Fundament. Wenn dieses nicht steht, ist eine Balance der Hormone nicht möglich. Die Bewältigung von Stress hat Vorrang vor der Produktion von Sexualhormonen – Überleben geht vor Fortpflanzen.

Außerdem kann die Pille die Lust durch Erhöhung eines Hormon-bindenden Globulins verringern und zu Nährstoffmangel führen. Hormonlevel lassen sich mit Tests bestimmen, jedoch sollten individuelle Wohlfühlbereiche berücksichtigt werden und diese entsprechen oft nicht den allgemeingültigen Refrenzbereichen.

Um langfristig und nachhaltig gesund zu sein, uns wohlzufühlen und ein lustvolles Leben führen zu können, ist es meiner Meinung nach notwendig diese ganzheitliche Perspektive einzunehmen – wir sind eben keine Maschinen, bei denen sich alles berechnen und pauschalisieren lässt.

Probleme mit dem eigenen Zyklus ist auch ein Thema, was super viele Frauen betrifft, aber nur wenige offen darüber sprechen oder sich damit auseinander setzen wollen… lieber nur die Pille nehmen und weiter funktionieren…

In unserem Gesundheitssystem gestaltet es sich herausfordernd, alternative Lösungen zu finden. Die Pille und sonstige pflanzliche Mittel (die aber nicht pauschal schlecht sind) wirken oft auf der Symptomebene, während eine nachhaltige Lösung eine Auseinandersetzung mit den Ursachen erfordert.

Für mich waren viele Workshops und Seminare zur Zyklusgesundheit, die ich besucht habe oft entweder zu wissenschaftlich oder zu „esoterisch-spirituell“. Daher bevorzuge ich eine ausgewogene Vermittlung, die körperliche, emotionale, mentale und spirituelle Aspekte einschließt. Das Verständnis des Zyklus als Selbstcoaching-Tool ermöglicht eine bessere Reaktion auf physische und psychische Veränderungen.

Der Zyklus beeinflusst täglich unser Wohlbefinden, von Energie und Belastbarkeit bis hin zu Stimmung und Schlaf. Für mich und viele meiner Klientinnen dient er als Selbstcoaching-Tool und wir können ihn Kommunikationskanal des Körpers entdecken. Frauen können mit ihrem Zyklus in Harmonie leben und dabei die Stärken jeder Phase nutzen – der Zyklus muss nicht „lästig“ sein. Das Ziel ist meiner Meinung nach ein bewusstes Zyklusleben, das keine umfassende Anpassung des Alltags erfordert, sondern eine individuelle Sensibilität für die Bedürfnisse schafft.

Es bräuchte in dem Bereich einfach noch viel mehr Aufklärungsarbeit…

Ja, absolut! Ich frage mich sooft, WIESO hat mir das kein Arzt gesagt? WIESO lernen wir nicht mehr über den weiblichen Körper in der Schule?

Es müsste einfach viel mehr darüber aufgeklärt werden, was da in meinem Körper über den Zyklus hinweg passiert und welche Wirkungen auch diese unterschiedlichen Hormonlevel und Stoffwechselvorgänge haben…

Wenn jemand mehr von Dir erfahren oder mit Dir arbeiten möchte, was gibt es für Möglichkeiten?

Das Herzstück meiner Arbeit ist ein 3-monatiges 1:1 Online-Mentoring, es ist ein intensives Begleitungsprogramm mit Einzelcoachings, WhatsApp-Support und Wissensinput.

Außerdem biete ich 1:1 Online Coachings (auch außerhalb des Mentorings) an, für alle die sich z.B. nicht sicher sind, ob so eine intensive Begleitung das Richtige für sie ist…

Offline kann man mich auch in meinen Workshops in Salzburg kennenlernen. Am 14.01.24 wird es einen Workshop zum Thema „Cycle Superpowers“ geben, in dem ich einen detaillierten Einblick in die Zyklusphasen mit Fokus auf hormonelle und energetische Aspekte sowie praktische Tipps zur Harmonisierung der Hormone, z.B. bei PMS gebe.

Und am 11.02.24 findet ein Workshop mit Meli und mir zum Thema „Tantra und weibliche Lust“ statt, in dem es um die tantrische Lebensweise, die Geheimnisse des weiblichen Körpers und die Besonderheiten der weiblichen Lust gehen wird.

Alle Angebote sind auf meiner Homepage unter youlistic.de zu finden.

Sonnst könnt Ihr Euch natürlich auch unsere Tantra Frauen Retreat anschauen. 

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